Über Lauterbrunnen

Wengen, Mürren, Lauterbrunnen, Gimmelwald und Stechelberg sind vereint in der politischen Gemeinde Lauterbrunnen; seit 1973 gehört auch die vorher eigenständige Gemeinde Isenfluh dazu. Alle sechs Orte führen betont ein Eigenleben mit eigener Tradition und Geschichte, lösen aber kommunale Aufgaben gemeinsam.

Die Einwohnergemeinde Lauterbrunnen umfasst die Dörfer Gimmelwald, Isenfluh, Lauterbrunnen, Mürren, Stechelberg und Wengen.

Lauterbrunnen

Lauterbrunnen (795m) liegt in einem eindrücklichen Trogtal zwischen gigantischen Felswänden und Gipfeln. 72 Wasserfälle stürzen über die Felswände ins Tal. Der Staubbachfall – einer der höchsten frei fallenden Wasserfälle Europas – inspirierte Goethe zu seinem Gedicht „Gesang der Geister über den Wassern“. Der Ort ist Ausgangspunkt für unzählige Ausflugsziele. Im Sommer laden zahlreiche Wanderwege und Mountainbikerouten zu Erkundungstouren ein.

Im Winter liegen sowohl die Skipisten Mürren-Schilthorn sowie Kleine Scheidegg-Männlichen in unmittelbarer Nähe. Eine der längsten Ski-Abfahrten führt vom Schilthorn bis hinunter nach Lauterbrunnen – eine Abfahrt mit einer Differenz von über 2'000 Höhenmetern. Langlaufbegeisterten bietet Lauterbrunnen eine rund 16 Kilometer lange Loipe entlang der vereisten Wasserfälle.

Geschichte

1240 wurde Lauterbrunnen in einem Brief als "in claro fonte" erwähnt. Die Streusiedling erhielt ihren Namen wohl wegen der mehr als siebzig Wasserfälle im Lauterbrunnental - "lauter Brunnen" oder auch "lautere Bäche". Das Walserdorf Lauterbrunnen war im 14. Jahrhundert die Hauptkolonie der Lötscherniederlassungen im Oberland.

Tourismus

Pfarrhaus Lauterbrunnen 1780
Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa der "Alpensinn". Das Bedürfnis nach Erholung in der guten Gebirgsluft, das Interesse an der Erforschung der Alpen, die sportliche Lust an der Erreichung größerer Höhen und das Gefühl für die Schönheit der Hochgebirgsnatur lockten nicht nur Gebildete und Adelige ins Lauterbrunnental. Albrecht von Haller, Jean-Jacques Rousseau, Lord Byron und Johann Wolfgang von Goethe erweckten mit ihren Berichten und Gedichten den Reisestrom. In Lauterbrunnen konnte man im Pfarrhaus übernachten, das für die Beherbergung Reisender eingerichtet war. Daneben bestand die Möglichkeit, am äußeren Ende des Dorfes im Wirtshaus Steinbock (L'Auberge du Capricorne) einzukehren oder im Heulager eines Bauern zu übernachten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden nach und nach bescheidene Gasthäuser in der ganzen Region. Der auch malende Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 -1847), oft Gast im Lauterbrunnental, fertigte die älteste bekannte Zeichnung von Wengen und zahlreiche weitere sehenswerte Zeichnungen und Aquarelle aus der Region an.

Hotel Staubbach Lauterbrunnen 1839
Das Hotel Staubbach steht neben der Lauterbrunner Kirche, vor der heute noch die sagenumwobene Lötscherglocke aus dem 15. Jahrhundert steht. Lange Zeit waren es nicht die Hochgipfel, die die Reisenden anzogen, sondern die Wasserfälle im Lauterbrunnental, vor allem der Staubbachfall. So baute Christian von Almen (1815 - 1882) am hinteren Ende der Hauptstraße in Lauterbrunnen das Hotel Staubbach, von dem aus man einen unvergleichlich schönen Blick auf den weltberühmten Wasserfall hat. Der engagierte Hotelier förderte auch die Infrastruktur der Region, z.B. trug er die Kosten der Telegraphenleitung ins Tal mit. Er hatte jedoch viele konservative Widersacher und auch Neider in der Gemeinde, die die Entwicklung des Fremdenverkehrs dennoch nicht aufhalten konnten.

In seinen letzten Lebensjahren traf Christian von Almen Vorbereitungen, um die Trümmelbachfälle touristisch zugänglich zu machen. Dazu erwarb er die Grundstücke von der Lütschine bis zur Felsenschlucht. Seine Söhne Hans und Peter übernahmen das Hotel Staubbach und die Ländereien, der Sohn Fritz (1855 - 1895) erhielt die Trümmelbachfälle. 1886 wurden der erste und der zweite Fall zugänglich gemacht. 1888 wurde das Hotel Trümmelbach eröffnet. Die Trümmelbachfälle wurden ein beliebtes Ausflugsziel. Dies belebte das Tal, wovon auch Lauterbrunnen und Stechelberg profitierten.

Das Hotel Jungfrau Wengernalp
Schon seit 1818 gab es am beliebten Wengernalpweg eine Schutzhütte. Konzessionsanträge für eine Wirtschaft wurden schon bald gestellt. Die erste Konzession für eine Wirtschaft erhielt die Bergschaft Wengernalp aber wegen der Opposition der Lauterbrunner Wirte erst 1834; sie erstellte ein Wirtshaus am Platze des heutigen Hotels Jungfrau. Anfangs gab es hier nur Milch, Käse, Brot und Erdbeeren, doch schon 1841 wurde das Hotel "De la Jungfrau" erbaut. Es wurde rasch zum traditionellen Standquartier für Bergsteiger. Das Hotel wurde bis heute mehrmals ausgebaut und renoviert, auch weil es mehrfach durch den gefürchteten Föhnsturm und durch Feuer beschädigt wurde (schon 1865 brannte es vollständig ab). Seit 1958 ist es im Besitz der Familie von Almen zum Trümmelbach.

Das Hotel Bellevue Kleine Scheidegg
1835 entstand auf der Passhöhe Kleine Scheidegg aus einer Sennhütte das Berghaus "Zur Gemse". Der erste Besitzer, Peter Brawand, galt als tüchtiger Wirt, doch möglicherweise war die Konkurrenz der Wirtschaft auf der Wengernalp zu gross, so dass er sein Haus 1840 an die Familie Seiler-Wyss aus Bönigen verkaufen musste. Diese errichtete 1842 das Hotel Bellevue und baute in den folgenden Jahrzehnten den Sommertourismus auf der Kleinen Scheidegg erfolgreich aus. 1896 wurde das Hotel Des Alpes errichtet. 1925 ging das Hotel Bellevue in den Besitz des Schwiegersohnes, Fritz von Almen zum Trümmelbach (1890 - 1965) über, der zum bedeutenden Unternehmer und einflussreichen Politiker (Freisinnige Partei)aufstieg und sich unermüdlich für die Förderung des Fremdenverkehrs in der Region einsetzte.

Das Hotel Silberhorn in Mürren
1857 erbaute Heinrich von Allmen aus der Bergschaft Winteregg zwischen die 35 braungebrannten kleinen Bauernhäuser Mürrens das erste Gasthaus mit Pension. 1858 wurde das einfache "Hotel Silberhorn" eröffnet. Bis dahin konnten die Wanderer auf dem Weg zum Schilthorn ein Heulager, Milch oder Suppe von den Bauern erhalten.

Pension Lauener Wengen
Die Geschichte des Fremdenverkehrs in Wengen begann in einem Jurasteinhaus am Kneubach. Das Ehepaar Christian und Anna Lauener-Gertsch beherbergte in seinem Wohnhaus mit Schmiede die ersten Feriengäste. 1859 bauten sie ein bescheidenes Gasthäuschen mit sechs Zimmern und schon 1860 die "Pension Lauener" für 30 Gäste. Christian Lauener hatte eine Eigenschaft, die man in allen Biographien erfolgreicher Hoteliers und bedeutender Pioniere des Fremdenverkehrs und des Alpinismus in der Region finden kann: er beherrschte eine Fremdsprache (Französisch).

Das Grand Hotel und Kurhaus in Mürren
1870 erbaute der geschäftstüchtige Pächter des Hotels Silberhorn in Mürren auf dem Land vor dem Hotel Silberhorn sein eigenes Hotel, das "Hotel Mürren". Später übernahm er auch das Hotel Silberhorn. Nach mehreren Anbauten wurden beide Häuser miteinander verbunden und entwickelten sich als "Grand Hotel und Kurhaus" in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum erfolgreichen Großbetrieb. Um die Jahrhundertwende errang das Hotel sogar einen Stern im renommierten "Handbuch für Reisende" von Karl Baedeker.

Hotel des Alpes Mürren
1872 wurde das stattliche Hotel des Alpes auf den sogenannten "Hehmatten"in Mürren eröffnet. 1884 wurde es bei einem der gefürchteten Föhnstürme durch einen Brand zerstört und als Grand Hotel des Alpes schöner und besser errichtet. Die Blütezeit Mürrens als erfolgreicher Kurort begann. Es gehörte zum guten Ton und zum romantischen Lebensgefühl, in Mürren zu gastieren. Adelige, Politiker, Dichter, Maler und Gelehrte suchten Erholung und Inspiration in Mürren. Sir Henry Lunn und seine Alpine Sports Ltd. erwarben um 1912 das Grand Hotel des Alpes und führten es als Hotel Palace weiter.

Pension Wengen
1880 errichtete die Familie Christian Lauener das erste wohleingerichtete "Hotel und Pension Wengen" für nahezu 100 Gäste, geführt von Sohn Ulrich und seiner französischen Frau. Für die damalige Zeit etwas ganz Besonderes war das eigene Elektrizitätswerk, das 1895 für die Beleuchtung der Häuser erstellt wurde. Vier Hotels, u.a. die Hotels Silberhorn und Alpenrose, waren im Familienbesitz, aber auch eine Kapelle und landwirtschaftliche Betriebe wurden erbaut.

Neue Berufe im Fremdenverkehr
Mit dem Fremdenverkehr ergaben sich völlig neue Erwerbsmöglichkeiten für die Bevölkerung und neue Berufszweige entwickelten sich. Neben den Tätigkeiten in den Hotels verdiente man sich auch mit dem Komfort der Gäste Geld: Pferde und Maultiere wurden zum Transport vermietet und es gab Träger, die Gäste im Tragstuhl bis aufs Schilthorn oder auf die Kleine Scheidegg brachten und junge Burschen, die den Gästen sogar Sommerschlitteln von Mürren nach Lauterbrunnen anboten. Dazu wurden an den Handschlitten die Metallschienen entfernt und man sagt, dass die blanken Holzkufen auf den Steinen recht schnell rutschen konnten. Bald schon genügte den Gästen das Erreichen der Passhöhen nicht mehr und die hochalpinen Gipfel wurden bestiegen: die Jungfrau (1811), der Mönch (1857), der Eiger (1858), das Breithorn (1865) und das Gspaltenhorn (1869). So entstand auch der Beruf des Bergführers. Legendären Ruf haben u.a. die Gebrüder Lauener aus Lauterbrunnen.

Das Tal der 72 Wasserfälle

Auf Goethes Spuren

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel geht es,
Und wieder nieder Zur Erde muss es,
Ewig wechselnd.
(Goethe)

Das Lauterbrunnental ist das Tal der 72 Wasserfälle. Erleben Sie die faszinierende Landschaft im schönsten Trogtal der Alpen und gehen Sie auf Tuchfühlung mit den Wasserfällen. Schauen Sie sich die Fälle aus der Nähe an und spüren Sie die ungeheure Energie, die vom Wasser ausgeht. Bewundern Sie die höchsten, malerischsten und tosendsten Wasserfälle während einer Wanderung von Lauterbrunnen nach Stechelberg. Die Wanderung ist einfach, ziemlich flach und somit auch für Kinderwagen geeignet.

Die bekanntesten Wasserfälle

Staubbachfall
Das Wahrzeichen von Lauterbrunnen und einer der höchsten freifallenden Wasserfälle Europas. Berühmt durch das Gedicht von J.W. von Goethe „Gesang der Geister über den Wassern“.

Mürrenbachfall
Der Gewaltige. Während der Schneeschmelze und schweren Regenfällen fallen die Wassermassen schäumend über die 417m hohe Mürrenfluh.

Trümmelbachfälle
10 Gletscherwasserfälle im Berginnern; wurden im Guide Michelin mit 3 Sternen ausgezeichnet. An heissen Sommertagen und nach schweren Gewittern donnern bis zu 20'000 Liter Wasser pro Sekunde durch die enge Schlucht.

Talbachfall
Finden Sie eine versteckte Perle, den Talbachfall, im hinteren Lauterbrunnental, im UNESCO Welterbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn Gebiet. Wie ein Pfeil hat das Wasser den harten Felsen durchbohrt und sich anschliessend in einem schäumenden Kessel gesammelt. Das Einzugsgebiet des „Talbachs“ ist das Gebiet der Tschingel-Lütschine.